Montag, 31. März 2014

Kulturfaschismus ist Häresie

"Natur und Geschichte sind die weitesten Begriffe, unter denen der menschliche Geist die Welt der Erscheinungen begreift."[1] Mit dieser Feststellung leitete Johann Gustav Droysen, ein Gründervater der wissenschaftlichen Geschichtsschreibung, in der Mitte des 19. Jahrhunderts seine Vorlesung über die Methodik seiner Disziplin ein. Natur und Geschichte - es sind dies zwei Begriffe, die bis zum heutigen Tage ein Paar bilden, wenngleich in etwas anderer Nuancierung als zu den Zeiten des preußischen Historikers: Waren beide Begriffe für Droysen dadurch verbunden, dass die Natur das Nebeneinander des Seienden, die Geschichte das Nacheinander des Gewordenen umfasse, so liegt der Fokus in der heutigen Zeit eher auf dem Gegensatz, der durch das Begriffspaar Natur-Kultur ausgedrückt wird: Die Natur umfasse all das, was nicht vom Menschen stammt, während die Kultur jene Sphäre der Erscheinungen darstellt, die der Mensch hervorgebracht hat, hervorbringt und hervorbringen wird. Auch dies findet sich bei Droysen - und mit ihm auch bei allen nachfolgenden Denkern, die eine Differenzierung zwischen Naturwissenschaften einerseits und Geistes-, Sozial- oder Kulturwissenschaften andererseits vollziehen.