Samstag, 16. Januar 2016

Libertärer Ikonoklasmus: Die Österreichische Schule der Nationalökonomie

Man sollte wohl differenzieren zwischen Ökonomie/Wirtschaft, Markt und Kapitalismus. Es gibt Schnittmengen, zweifellos, aber man darf das nicht durcheinanderwerfen. Um eine Zielscheibe aufzustellen, die gerne beschossen werden darf:




  • Ökonomie / Wirtschaft ist je nach Ansatzpunkt entweder funktional begriffen soziales Handeln unter dem Aspekt der Knappheit materieller Güter, oder essentiell begriffen die (rationale) Allokation materieller Güter - und zwar ganz unabhängig von der Frage nach der konkreten inhaltlichen Ausgestaltung (Markt oder Plan? Verkehrs- oder Zentralverwaltungswirtschaft?). 
  • Der Markt wiederum ist eine konkrete Ausformung des o.g. sozialen Handelns unter dem Aspekt der Knappheit materieller Güter bzw. der o.g. (rationalen) Allokation materieller Güter; namentlich eine solche Ausformung, bei der die Wirtschaftssubjekte (Akteure, Handelnden) die entsprechenden Prozesse in eigener Verantwortung bzw. Verantwortlichkeit gestalten und vollziehen. Demgegenüber stehen konkrete Ausformungen, in denen die Akteure die entsprechenden Prozesse nicht eigenverantwortlich gestalten oder vollziehen - und doch handelt es sich auch bei ihnen um Teilmengen von Wirtschaft bzw. Ökonomie. 
  • Kapitalismus schließlich kann beides und das Gegenteil von beidem sein. In der anglophonen Welt fast synonym zu Marktwirtschaft, versteht man den Begriff im deutschsprachigen Raum (maßgeblich geprägt durch Karl Marx und Anhang) eher im Sinne politischer Ökonomie, politischer Ideologie, Machtausübung o.ä. Am neutralsten wäre vielleicht noch ein Verständnis von Kapitalismus als Form von Wirtschaft bzw. Ökonomie, in der die Kapitaleigner (und als Kapital kann theoretisch auch die Arbeitskraft des Proletariers gelten) im Zentrum stehen.

Freitag, 15. Januar 2016

Zu Putins Russland

Putin schafft es im Gegensatz zu anderen Oligarchen, die Loyalität seines Landes auf sich zu beziehen: So hat er sich mit Jelzin gegen Jelzin emanzipiert, und als erster Mann im Staat profitiert er natürlich vom Mythos des guten Zaren, der in der Mentalität nach wie vor implizit wie explizit eine große Rolle spielt. Dies nutzt er aus, um seine eigene Macht zu stabilisieren.

Montag, 4. Januar 2016

Zum regulativen Prinzip der Vernunft

Das ipsum bonum ist das regulative Prinzip der Vernunft. Beides fällt ineinander, denn es handelt sich dabei um zwei Ausdrücke, die dasselbe meinen: Der erste kommt eher aus der scholastischen Tradition, und der zweite wird von Kant verwendet. Es ist nicht so, dass "regulatives Prinzip der Vernunft" eine allgemeine Klasse wäre, deren konkrete Instanz dann das ipsum bonum sei. Es ist auch nicht umgekehrt. Ipsum bonum und regulatives Prinzip der Vernunft sind dasselbe.

Sonntag, 3. Januar 2016

Was Gott *nicht* ist

Es mag unterschiedlichste "Ansichten über Gott" geben, doch die seriöse Theologie ist sich (gemeinsam mit der seriösen Philosophie) wundersamerweise einig über ein paar Grundlagen. In jüngerer Zeit hat dies David Bentley Hart auf superbe Art und Weise dargestellt: Die abendländische causa prima, der indische satchidananda, das islamisch-sufistische wujud / wijdan / wajd - sie teilen alle eine gemeinsame Annahme über das, was "Gott" genannt wird, und sie alle lehnen die Identifikation von "Gott" mit einem bloßen Demiurgen ab. Das spiegelt sich auch in den großen Traditionen der mittelalterlichen Gelehrsamkeit wider - drei große Namen wären hier Averroës, Maimonides und Aquinas; nicht ganz so bekannt scheinen Shankara, Eriugena, Avicenna.

Was bei ihnen mit "Gott" gemeint ist, unterscheidet sich so fundamental von dem, was Richard Dawkins, Christopher Hitchens, Daniel Dennet, Sam Harris oder Bill Maher heutzutage darunter verkaufen wollen, und zu einem Großteil auch davon, was Ken Ham, Kent Hovind oder die kreationistischen Freizeit-Apologeten auf Youtube als Gott behaupten. Hier müssten wir für eine sinnvolle Diskussion die gleiche Sprache sprechen.