Montag, 16. Februar 2015

Zum Leben nach dem Tod

Als Christ trage ich natürlich die religiöse Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod in mir, und sie fußt zunächst auf dem Zeugnis, das die Kirche in und mit ihrer (schriftlich und mündlich tradierten) Überlieferung bewahrt und verkündet. Da ich allerdings keinem zumuten kann (und möchte), eine wie auch immer begründete Hoffnung aus Glaubensquellen nachzuvollziehen, wähle ich einen alternativen Weg.

Die Antwort auf die Frage nach einem (hypothetischen) Leben nach dem Tod wirft natürlich erstmal die Frage nach einem Leben vor dem Tod auf. Mein Punkt - unabhängig von Glaubensquellen - wäre dabei derjenige, dass das Leben vor dem Tod in seiner Essenz Er-innerung ist. Um es in drei Dimensionen kurz herunterzubrechen:

Mittwoch, 4. Februar 2015

Heinrich Heine und die Einheit des Intellekts

Heinrich Heine, Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland:
"Nach ihrer [= der Spiritualisten] Weltanschauung ist die Materie an und für sich böse, was doch wahrlich eine Verleumdung ist, eine entsetzliche Gotteslästerung."

Aus der katholischen Tradition heraus kann ich dem vollen Herzens zustimmen. Insofern die "Spiritualisten", auf die sich Heine bezieht, lehren, dass "die Materie an und für sich böse" sei, handelt es sich dabei um eine "Verleumdung", ja "Gotteslästerung": Schließlich wurde Adam dem Bericht der Genesis zufolge zu Beginn der Menschheitsgeschichte aus Erde vom Ackerboden geformt (Gen 2,7); und der logos, das heißt: Gott (Joh 1,1), ist zum Höhepunkt der Menschheitsgeschichte Fleisch geworden (Joh 1,14). Am Ende der Geschichte steht, last not least, die Erneuerung von Himmel und Erde (Offb 21). Wir sehen also: In allen drei Akten der Theo-Dramatik spielt die Materie eine wesentliche Rolle im Heilswillen Gottes. Die Liebe zur Materie ist damit nicht nur im offenbarten Willen Gottes verankert, sondern sie muss folglich auch in authentischer Theo-Logik reflektiert und gefunden werden. Ein sehr katholischer Standpunkt, wie ich meine, denn es sind ja gerade die Katholiken, die für ihre eucharistische Anbetung und den Glauben an die Realpräsenz (d.h. Gott sei ganz real in der materiellen Eucharistie gegenwärtig) Schimpf und Schelte erhalten.

Dienstag, 3. Februar 2015

Antijudaismus und Antisemitismus

Der vormoderne Antijudaismus gründete in christlichen Vorstellungen von Heilsgeschichte, und die Feindschaft zu den Juden zog ihre Selbstlegitimation aus explizit religiösen Argumenten (Töten des Messias, Hostienschändung, Ritualmord, generelle Ungläubigkeit, ...). Gegen diesen religiösen "Obskurantismus" trat der moderne Antisemitismus ins Feld (z.B. durch Gründung der Antisemitenliga 1879 in Berlin) - und er begründete seine Feindschaft dem eigenen Anspruch nach rational, d.h. wissenschaftlich. Deshalb wurde das religiöse "Judaismus/Jude" durch das (vermeintlich?) wissenschaftlich (kulturwissenschaftlich, ethnologisch, biologisch) greifbare "Semitismus/Semit" ersetzt, das aus der Philologie stammt.