Donnerstag, 30. September 2021

Der Mensch als Träger von Zwecken: Werte


Teil 1 -
 Politik: Ein ästhetisch-technisches Kontinuum
Teil 2 - Der Mensch als Träger von Mitteln: Normen

Insofern der einzelne Mensch sich in Gemeinschaft befindet, so begegnen ihm dort wie gesehen zunächst die Mittel, durch die die Gemeinschaft sich verwirklicht; sie setzen gewissermaßen das Sein des Gemeinschaftlichen. Insofern der einzelne Mensch sich in Gemeinschaft befindet, begegnen ihm jedoch auch immer schon die Zwecke, die zu jenen Mitteln gehören und ihnen Bedeutung verleihen; sie geben dem Gesetzten einen spezifischen Grund und fungieren so als Grund-Sätze, die ein Sollen bezeichnen.

Donnerstag, 23. September 2021

Der Mensch als Träger von Mitteln: Normen

Teil 1 - Politik: Ein ästhetisch-technisches Kontinuum

Insofern der Einzelmensch in Gemeinschaft steht, begegnet ihm diese Gemeinschaft zu allererst über die Mittel, durch die sie sich vollzieht: der Stoff, aus dem ein konkreter gemeinschaftlicher Zustand besteht. Dies lässt sich unter dem Begriff der Normen zusammenfassen. Normen sind sozusagen das Kommunikationsmittel schlechthin, jenes Medium, über das sich gemeinschaftliche Äußerungen vollziehen, womit die Normen auch am nächsten zur Kultur als Verarbeitung der Kontingenzerfahrung vermittels Herstellung von Artefakten stehen: Normen sind Artefakte, und sie bestimmen als solches positiv, also aus ihrem Inhalt heraus, den Normal-Fall eines bestimmten Zustandes.

Donnerstag, 16. September 2021

Politik: Ein ästhetisch-technisches Kontinuum

Ähnlich dem Historiker hat es der Politologe gerade gegenüber dem Alltagsverständnis schwer, seinen Forschungsgegenstand adäquat zu benennen und seine Tätigkeit entsprechend zu verteidigen - auch Philosophen und Theologen kennen dergleichen wohl zur Genüge: Schließlich hat jeder auf irgendeine Weise schon einmal irgendwie Erfahrungen mit Geschichte, Philosophie, Religion oder Politik gemacht. Diese mehr oder minder diffusen und intuitiven Erfahrungen wirken in der Regel als Regulativ, wenn es darum geht, darüber zu sprechen.

Wirkliches Verstehen, und dabei ist noch nicht einmal von wissenschaftlichem Verstehen die Rede, begnügt sich jedoch nicht mit bloßen Erfahrungen, sondern reflektiert auf diese Erfahrungen, betrachtet sie formal und materiell, von innen und von außen, in sich und im Kontext. Dafür ist es notwendig, zunächst einmal einen Begriff derjenigen Sache zu haben, mit der man sich in Erfahrung wähnt, denn ohne einen Begriff lässt sich eine Sache nicht begreifen. Vor diesem Hintergrund scheint es wichtig, Begriffe einigermaßen klar zu umreißen und voneinander zu differenzieren, auch wenn man natürlich festhalten muss, dass es so etwas wie eine echte Objektsprache gar nicht gibt: Sprachlich bezeichnete Dinge können letzten Endes immer nur relativ zueinander voneinander beschrieben, unterschieden und getrennt werden. 

Montag, 6. September 2021

Gedanken zur priesterlichen Lebensform

Ich muss ja zugeben, dass ich mich etwas am weit verbreiteten Ausdruck "Pflichtzölibat" störe: Nach momentaner kanonischer Regelung gehört die Verpflichtung zur Ehelosigkeit in der lateinischen Westkirche zum Priesteramt dazu (und in den Ostkirchen m.W. nur zum Bischofsamt), so dass man parallel zur Gebetspflicht, der Gehorsamspflicht oder der Verpflichtung zum Streben nach Heiligkeit m.M.n. besser von der Zölibatspflicht sprechen sollte.

Die Umkehr der Wortbestandteile ist dabei nicht bloß rhetorischer Zinnober, sondern sie schiebt, wie ich sagen würde, auch den Fokus der Debatte in eine andere Richtung: Anstatt sich auf die sexuelle Enthaltsamkeit einzuschießen, die mit der (i.A. doch eher unangenehm konnotierten) Vorsilbe "Pflicht-" verknüpft wird, stehen hier die Aufgaben (Pflichten) des Priesters erstmal allgemein im Vordergrund, während der einleitende Bestandteil (Zölibat, Gebet, Gehorsam, ...) deren Konkretisierung anzeigt. So lässt sich dann viel besser Fragen: Gehört die Ehelosigkeit zum inneren Gehalt des Priestertums?

Ein paar unvollendete und unsystematische Gedanken:

Mittwoch, 1. September 2021

Wann beginnt menschliches Leben?

In der Frage nach dem Beginn des menschlichen Lebens - bisweilen auch "Hominisation", "Anthropogenese" oder "Menschwerdung" genannt - lassen sich im Groben zwei Betrachtungsweisen voneinander unterscheiden, auch wenn so eine Unterscheidung aus paläo- wie kulturanthropologischer Sicht mit guten Gründen kritisiert werden kann.

Zum einen steht der anatomisch moderne Mensch: Stammesgeschichtlich existierte der letzte gemeinsame Vorfahre zwischen der Entwicklungslinie, die zur einzig rezenten Art innerhalb der Familie der hominini (homo sapiens) führte, und der Entwicklungslinie, die zu rezenten Schimpansen und Bonobos führte, vor etwa 6 bis 7 Millionen Jahren. Der älteste fossile Beleg für die Species homo sapiens ist wiederum etwa 300.000 Jahre alt. 

Zum anderen steht der soziokulturell moderne Mensch: Ur- und frühgeschichtlich kann der Beginn der "Altsteinzeit" (Paläolithikum; ein Name, der letztlich mehr über das Erkenntnispotenzial der entsprechenden Wissenschaften verrät denn über die Zeit selbst) vor etwa zweieinhalb Millionen Jahren angesetzt werden; hier beginnt innerhalb derjenigen Entwicklungslinie, die zur rezenten Species homo sapiens führte, die Herstellung einfacher Werkzeuge aus Stein (in Kontrast zur bloßen Nutzung bestimmter Gegenstände als Werkzeuge). Das Jungpaläolithikum wird vor etwa 40.000 Jahren zeitgleich mit der Einwanderung des homo sapiens nach Europa angesetzt; um diese Zeit herum lässt sich in dieser Species erstmals Kunst in einem modernen Sinne nachweisen, insofern Höhlenmalereien und kleinere Artefakte erhalten sind. In ganz groben Strichen lässt sich schließlich zeitgleich mit dem Beginn des Holozän nach der letzten Kaltzeit vor etwa 12.000 Jahren auch (z.B. im Rahmen der Vorderasiatischen Archäologie) der Anfang einer menschlichen Kulturgeschichte im engeren Sinne ansetzen, die ein nach modernen Maßstäben "geschichtliches" Sozialverhalten kennt.

Soll also heißen: Innerhalb dieses Zeitraums - von vor etwa 6 bis 7 Millionen Jahren bis vor etwa 12.000 Jahren - beginnt irgendwann das menschliche Leben. Eine konkrete Antwort auf diese Frage ist natürlich immer auch abhängig davon, welche Gattungen und Arten aus der biologischen Familie der hominini die Fragestellerin unter dem weltanschaulichen Begriff "Mensch" subsumieren möchte und welche Kriterien zur Einhegung des Begriffs "Mensch" (Anatomie oder Sozialverhalten, Technik oder Kunst, etc.) verwendet werden sollen. 

Allerdings beschreibt eine paläo- und kultur-anthropologische Perspektive ja nicht alles; und meist ist die Frage nach dem Beginn des menschlichen Lebens auch ganz anders gemeint: Fast immer geht es den Fragestellerinnen nämlich um die Frage, wann ein Mensch als Individuum existenziell ins Dasein tritt.