Eines finde ich bei aller Empörung und allem Aufschreien ganz geschickt: So wie Guido Westerwelle 2009 als polarisierende Figur den Wahlkampf angeführt hat, so ist jetzt Rainer Brüderle als Spitzenkandidat an die Front getreten. War es bei Westerwelle noch die soziale Kälte und das Image als sozialdemokratischer Albtraum und Kinderschreck, so ist Brüderle der Ladykiller-Schrägstrich-Gockel. Der Wahlkampf wird so wieder personalisiert, und das bringt der FDP mehr Sympathien als irgendwelche abstrakten Programmdiskussionen. Zumal Brüderle ohnehin der Kopf hinter den "Brot und Butter"-Themen im freidemokratischen Wahlkampf war bzw. ist, der die Wähler "ganz persönlich im Blick" hat. Denn mal ehrlich: Wer hat denn noch nicht geflirtet? Soll das denn plötzlich verboten werden? Komplimente machen?! Und am Ende nehmen die uns noch die ganze Freiheit!
Während Angela Merkel farblos wie eh und je als ohnehin schon sicherer Wahlsieger gehandelt wird, ihr ... "Konkurrent" ... Peer Steinbrück nur durch die peinliche Berührtheit seiner Genossen aufgefallen ist, die Grünen nicht wissen, ob sie nun mit oder ohne Schwarz machen sollen, und die Piraten ihren Hype längst hinter sich haben (von der PDSEDLinken ganz zu schweigen), hat Brüderle nicht nur seinen eigenen Fanblog, sondern gleichzeitig noch einen eigenen Twitter-Hashtag, der gleichzeitig jungen Frauen dabei hilft, gegen sexuelle Übergr-- Diskrimi-- Anmachen aufzustehen. Am Ende muss Frollein Himmelreich nur noch bei ihm als Praktikantin anfangen, und Brüderle kann sich als deutscher Bill Clinton gerieren.