Montag, 3. September 2018

Nachtgedanken: Marxismus

Karl Marx' Begriffswelt basiert weniger auf historischen und sozialwissenschaftlichen Analysen - viel mehr basieren bestimmte historische und sozialwissenschaftliche Analysen auf Marx' Begriffen; es verhält sich also eher umgekehrt. Auf der anderen Seite bedient sich Hitler in "Mein Kampf" munter aus dem Begriffsbaukasten der historischen und Naturwissenschaften seiner Zeit, freilich ohne deren analytische Dimension adäquat zu berücksichtigen.

Marx als "Basisdemokraten" zu begreifen, idealisiert zudem ein wenig zu sehr, denn diese Zuschreibung gehört dann doch eher zum per se staatsfeindlichen Kommunismus der Anarchisten um Bakunin. Marx steht - gerade insofern die Revolution nicht durch individuelles Streben einzelner (Sozial-)Revolutionäre erreicht werden soll, sondern sich aus den Notwendigkeiten der sozio-ökonomischen Entwicklung selbst ergeben muss - auf Seiten des Etatismus, denn aus den genannten Notwendigkeiten entspringt schließlich die Umformung, die Transformation des bürgerlichen Staates, die der marxschen Logik nach schließlich im Absterben der bourgeoisen Klassenherrschaft münde. Dem gegenüber setzt der Anarchismus auf die aprupte Abschaffung des Überkommenen, statt Umformung des Bestehenden auf Neugründung des Gemeinwesens.