Samstag, 14. April 2012

Ein bisschen Ontologie?

Es gibt die Unterscheidung zwischen "Sein" und "Nichts", und die kann man sich - als Analogie wohlgemerkt - durchaus binär vorstellen: 0 - "Nichts"; 1 - "Sein". Aus dem Nichts kann kein Sein kommen, so wie eine Multiplikation mit 0 immer wieder 0 ergibt, egal was mit 0 multipliziert wird.

Die Frage ist freilich, ob man nun zwingend einen "Schöpfer" braucht, was allerdings die Debatte nach sich zieht, was man sich unter einem "Schöpfer" vorzustellen hat.

Weiterhin verhält es sich so, dass nach Platon das Sein noch differenzierter betrachtet wird. Als einfachste Form ergeben sich "Sein" und "Nichts" als Extreme, während zwischen diesen das "Seiende" steht. Dieses kommt aus dem Nichts und es ist, so lange es Anteil am Sein hat. Ergo: Während "Sein" und "Nichts" als konstant gedacht werden, stellt "Seiendes" etwas Veränderbares dar. Es ist geworden und es wird einmal gewesen sein. Wie das vonstatten geht, dafür gibt es freilich verschiedene Ansätze.

Und genau hier wird auch ersichtlich, dass die Unterscheidung zwischen "Ur-sprung" und "Ur-sache" nicht bloße Wortspielerei ist, sondern dass diese Unterscheidung wichtig ist, um die Debatte überhaupt zu verstehen: Es gibt nun nämlich verschiedene Möglichkeiten, einen "Schöpfer" zu denken, und zwar einen Schöpfer als Ursache oder einen Schöpfer als Ursprung.

Den Schöpfer als Ursache findet man überall dort, wo Schöpfung als (rein) zeitlicher Prozess gedacht wird, wo also der Schöpfer gleich einem Handwerker (gr. demiourgos) sein Werk in einem zeitlichen Prozess beginnt und abschließt. Schöpfer und Schöpfung stehen dabei in einem faktologischen Abhängigkeitsverhältnis. 

Den Schöpfer als Ursprung findet man dort, wo Schöpfung als Seins-Gebung gedacht wird. Schöpfer und Schöpfung stehen dabei in einem ontologischen Abhängigkeitsverhältnis.

Letzteres kann man sich mittels einer mathematischen Analogie vorstellen: Schauen wir uns die Zahlen 1 und 13 an. Keine der beiden Zahlen hat die jeweils andere gemacht im Sinne eines zeitlichen Prozesses mit Beginn und Abschluss, und dennoch besteht zwischen beiden eine ontologische Abhängigkeit: nämlich von der 13 zur 1. Die 13 kann ohne die 1 nicht gedacht werden (sie ist 13 mal 1 oder 1 mal 13), wohingegen die 1 ganz ohne die 13 denkbar ist. In diesem Sinne empfängt die 13 also ihr Dasein von der 1. Ebenso verhält es sich auch mit der Abhängigkeit zwischen "Seiendem" und "Sein".

Natürlich bedeutet ein wenig kompliziertes Weltbild nicht automatisch, dass es stimmt. In dieser Debatte wird allerdings immer wieder darauf verwiesen, dass ein Weltbild mit Gott um so vieles komplizierter (und deswegen weniger vertrauenswürdig, da mit viel mehr Faktoren der Unsicherheit behaftet) und daher skeptischer zu betrachten (wenn nicht sogar deswegen ganz zu verwerfen) sei als eines ohne Gott. Ein Weltbild ohne Gott (und zwar in dem hier dargestellten Sinne eines Gottes, der identisch ist mit dem Sein) erscheint mir hingegen sehr viel mehr Faktoren der (logischen) Unsicherheit zu beinhalten.

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