Sonntag, 25. Februar 2024

Nachtgedanken: Prostitution

Für Prostitution bzw. "Sexarbeit" gibt es im Wesentlichen zwei Begründungslinien, die in ihrer jeweiligen Anwendung davon abhängen, an welcher Stelle man in die Hermeneutik des Politischen einsteigen möchte: Einerseits steht eine moralphilosophische, andererseits eine ökonomische Begründung.



Moralphilosophisch kann Prostitution allerhöchstens als notwendiges Übel gelten und verteidigt werden:

Als Übel muss sie aus zwei Gründen gelten: Zum einen macht Prostitution das Privateste des Menschen öffentlich, d.h. sie ver-öffentlicht Intimität. Zum anderen entfremdet sie die menschliche Geschlechtlichkeit ihrem natürlichen Zweck.

Als notwendig kann sie jedoch gelten, wenn und insofern sie erforderlich ist oder scheint, um ein noch größeres Übel einzudämmen oder zu beseitigen. Traditionell wird dies dergestalt gerechtfertigt, dass Prostitution dabei hilft, den vor allem männlichen Sexualtrieb in formalisierte Bahnen zu lenken, um auf diese Weise "wilden" Missbrauch zu verhindern oder zumindest das Laster der Wollust von den übrigen Bereichen des gemeinschaftlichen Zusammenlebens fernzuhalten. Das wiederum stabilisiert die (im Kern patriarchale) Gesellschaftsordnung.

Ökonomisch hingegen lässt sich Prostitution als ein Gut begreifen, d.h. als ein Mittel, welches der Bedürfnisbefriedigung von Wirtschaftssubjekten dient:

Der menschliche Körper als solcher kann durchaus als reguläre Ware auf dem Markt gehandelt werden, da er sich der Preisbildung weder notwendig noch prinzipiell entzieht. Historisch lässt es sich zuverlässig beobachten und zeigen, dass und wie der An- und Verkauf von Menschen zu bestimmten Zeiten und in bestimmten Räumen üblich war und ist. Darüber hinaus lässt sich aus radikal marktliberaler Perspektive ins Feld führen, dass der Markt nur dann und dort wirklich frei sein kann, wenn und wo die Marktteilnehmerinnen auch sich selbst handeln können bzw. dürfen.

Dazu geht es bei Prostitution ja noch nicht einmal wirklich um den An- und Verkauf des menschlichen Körpers (wie z.B. bei der sog. "Leihmutterschaft" in Bezug auf das hervorgebrachte Kind), sondern es geht lediglich um ein Analogon zur Vermietung, d.h. um eine vorübergehende Überlassung gegen Entgelt. Die einzige Regulierung, die hierfür notwendig erscheint, bestünde in der Sicherstellung der freien Aushandlung von Preis und Leistung zwischen den beteiligten Akteurinnen.

Sofern also Angebot und Nachfrage hinsichtlich des menschlichen Körpers zusammenkommen und eine entsprechende Transaktion folgt, zeigt sich die kapitalisitsche Wirtschaftsordnung als höchst wirksam.

So steht die Prostitution bzw. "Sexarbeit" als Ausdruck von und für Patriarchat und Kapitalismus.

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