Montag, 14. Juni 2010

Zum Monismus

Ausgangspunkt ist, wenn wir auf monistischem Boden stehen, die Vielheit des relativen Ich: alles ist letztlich Schein, deshalb gibt es kein absolutes Ich, sondern das Ich kann nur relativ sein, sprich: in Relation zu anderen Ichs existieren. Das Ziel ist die Einheit im Absoluten, die, wenn ich es recht verstanden habe, identisch mit der Beseitigung des relativen Ich ist. Der Weg dorthin ist die Erkenntnis. Diesen Weg gibt es nun dreifach, nicht aufgefasst als interpersoneller Prozess, sondern als einseitige individuelle Handlung des relativen Ich:

Vereinigung (Auflösung)-- Ein einziges relatives Ich nimmt sich selbst zurück respektive gibt sich hin, löst sich damit von sich aus auf. Wie sich andere relative Ichs verhalten, ist dabei egal, ihnen gegenüber herrscht Indifferenz. Hat sich das relative Ich erfolgreich aufgelöst, dann hört es selbst auf zu existieren und verschwindet.

Vereinzelung (Abschottung)-- Ein einziges relatives Ich schottet sich von allen anderen relativen Ichs ab. Wie sich die anderen relativen Ichs verhalten, ist dabei egal, ihnen gegenüber herrscht Indifferenz. Hat sich das relative Ich erfolgreich von allen anderen relativen Ichs abgeschottet, dann hört es selbst auf zu existieren, weil es als relatives Ich auf zumindest ein anderes relatives Ich angewiesen ist.

Vereinnahmung (Absorption)-- Ein einziges relatives Ich absorbiert alle anderen relativen Ichs (vereinnahmt oder objektiviert sie). Hat das relative Ich erfolgreich alle anderen relativen Ichs absorbiert oder vereinnahmt oder objektiviert, dann hört auch das relative Ich auf zu existieren, weil es als relatives Ich auf zumindest ein anderes relatives Ich angewiesen ist.

In allen drei Wegen gibt es also das letztliche Verschwinden des relativen Ich. Was die drei Wege unterscheidet, ist der Zeitpunkt des Verschwindens des relativen Ich: Die Vereinigung sieht die Auflösung als Ausgangspunkt oder aber als fortwährenden Prozess hin zur Einheit, Vereinzelung und Vereinnahmung sehen es als Endpunkt des Einheitsprozesses, quasi als Schlussstein. Damit beschränkt sich der Unterschied zwischen den drei Wegen nicht auf ihr Wesen, sondern nur auf ihre Funktionalität, also die technische Umsetzung des Einheitsprozesses.

Da der jeweilige Weg vom Absoluten aus gesehen egal ist, beschränkt sich die Bewertung des jeweiligen Weges auf die persönliche Entscheidung des jeweiligen relativen Ichs. Weil alle drei Wege substanziell identisch sind, sind sie prinzipiell auch gleichwertig.

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