Zuerst einmal soll die Rede von Vater und Sohn sagen: Der Sohn ist kein Geschöpf des Vaters wie die Welt und die in ihr lebenden Menschen, sondern er ist vom Vater gezeugt. Er teilt dadurch mit dem Vater dieselbe (göttliche) substantia, also: Vater und Sohn sind wesenseins. Allgemeiner: Es gibt nur einen Gott.
Dann kommt natürlich noch hinzu, dass sich Vater und Sohn recht nahe stehen, sprich: sich gegenseitig lieben. Die Wahl der Begriffe "Vater" und "Sohn" sind, soweit ich es verstanden habe, eine Hilfe, um diese enge Verbindung darzustellen, die eben keine Reduktion auf eine sexuell-biologische (wie bei Mann und Frau) oder funktionale (wie bei Freund und Freund oder bei Anbieter und Kunde) Deutung zuläßt.
Sehen wir unter diesem Aspekt mal ganz plump auf den Hintergrund, was in dieser Welt Vaterschaft bedeutet: Anders als die Mutter kann der Vater ein Kind sehr leicht verleugnen, ohne große Nachteile in Kauf nehmen zu müssen. Anders als die Mutter ist der Vater nicht zwangsläufig durch biologische Bande an das Kind gebunden - er muss es nicht austragen, er stillt es nicht -, sondern nimmt eine zur Mutter gleichwertige Verantwortung nur quasi "über Bande" wahr: Vaterschaft ist letztlich die willentliche Entscheidung, Vater zu sein, keine biologische Notwendigkeit.Das soll nun nicht die Liebe der Mutter schmälern, sondern ausdrücken, dass der Vater den Sohn eben gewollt hat, dass er ihn will, und dass er ihn als Sohn annimmt, fernab jeglicher Zwänge oder Notwendigkeiten. Nur so ergibt es übrigens auch einen Sinn, dass die christliche Gottessohnschaft in Konkurrenz zu den Göttersöhnen der heidnischen Monarchien treten kann: Vaterschaft ist letztlich Adoption.
Im Gegenzug kann auch der Sohn seinen Vater ganz einfach verleugnen, ihn verlassen und eine eigene Familie gründen oder ganz einfach das eigene Ding durchziehen: im Zweifel schlicht das Erbe ausbezahlen lassen, und ab dafür. Das ist, wenn wir eine Lesart der Menschheitsgeschichte an den Tag legen, die besonderes Augenmerk auf Frauenunterdrückung legt, für eine Tochter nicht so einfach. Gerade in patriarchalischen Gesellschaften kann die Tochter das alles nicht, sondern ist zu einem sehr hohen Maß sozialen Zwängen unterworfen. Als Sohn beim Vater zu bleiben, ist ebenso eine willentliche Entscheidung, keine gesellschaftliche Notwendigkeit. Das drückt eben auch aus, dass der Sohn seinen Vater animmt, fernab von Zwängen und Notwendigkeiten.
Wie ist also das Verhältnis von Vater und Sohn? Es ist das Ja zur gemeinsamen Beziehung, die willentliche Entscheidung fernab von Zwang und Notwendigkeit. Kurz: Liebe.
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