Problematisch wird dieser methodische Atheismus allerdings, wenn man ihn zur Weltanschauung verabsolutiert:
Die Welt (oder Natur) kann als die Gesamtheit aller Tatsachen, die mittels Kausalität (Ursache und Wirkung) verbunden sind, bezeichnet werden. Alles, was zur Welt gehört, hat einen Ursprung (das ist die ontologische Entsprechung zur Ursache), der außerhalb seiner selbst liegt. Daher erscheint es auch logisch, für die Gesamtheit einen Ursprung anzunehmen, der außerhalb dieser Gesamtheit liegt. Theologisch wird dieser Ursprung mit "Gott" bezeichnet. Ein weltanschaulicher "Atheismus" negiert diesen Ursprung. Damit wird ein vernünftiger Zugang zur Welt an genau diesem Punkt unmöglich gemacht.
Um es in einer Analogie auszudrücken, die auf die nachplatonische Lehre von verschiedenen Seinsabstufungen zurückgreift: Die Welt, als Gesamtheit von Tatsachen, ist das Seiende. Das Seiende aber ist nicht einfach, sondern es ist geworden und es wird auch wieder vergehen. Dieser Prozess von Werden und Vergehen wird vermittels der (Natur-)Wissenschaften nachvollzogen. Die grammatische Bestimmung des Wortes "seiend" korrespondiert hierbei erstaunlich gut mit dessen Wesen: Es handelt sich hier um das Partizip (von lat. participium - Teilhabe) Präsens von "sein". Das Seiende stellt einen gegenwärtigen, keinen dauerhaften Zustand dar und es "ist" nur insofern es Anteil am Infinitiv (von lat. infinitum - unendlich) "sein" (oder substantiviert: am Sein) hat (und genau diese Teilhabe beschreibt auch der Ausdruck "Schöpfung"). Das Sein wiederum wird in der (zumindest katholischen) Theologie mit "Gott" bezeichnet. Ein konsequenter weltanschaulicher "Atheismus" würde also auch dieses Sein negieren. Damit würde, um bei der Analogie zu bleiben, ein Partizip Präsens postuliert, aber der dazu gehörende Infinitiv geleugnet.
Das wäre nun eine ganz rudimentäre Illustration, warum (der/ein) weltanschaulicher Atheismus nicht vernünftig ist.
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