Freitag, 29. Juni 2012

Zur Hölle

Das Konzept einer Hölle hängt einerseits direkt von Gott, andererseits auch direkt von der menschlichen Freiheit ab. Sie ist, nach christlichem Verständnis, nur deshalb gegeben oder überhaupt denk-bar, weil es die Möglichkeit gibt, sich für oder gegen Gott zu entscheiden. "Hölle" ist also der Zustand der Gott-Ferne, das Abwesend-Sein der Liebe (die nach christlichem Verständnis Gott selbst ist) - das Getrennt-Sein vom Du. Das kann - anders: das ist schmerzvoll, es ist qualvoll, und die Beschreibung als Feuer halte ich dabei für durchaus angemessen.

Das Konzept der Hölle ist damit nicht bloß "geistige Erfindung" oder "Phantasieprodukt", sofern man grundsätzlich die Konzepte "menschliche Freiheit" und "Liebe" mitträgt. Es handelt sich um deren logische Folge.

Ein schönes Beispiel dafür stellt Jean-Paul Sartres Theaterstück "Geschlossene Gesellschaft" dar. Sartre dürfte nicht unter dem Verdacht stehen, christliche Propaganda zu verbreiten, und schildert in diesem Stück dennoch eine Hölle, in der sich ihre Insassen aus freien Stücken für das Getrennt-Sein vom Du entscheiden. "Die Hölle, das sind die anderen", ist der berühmte Satz aus diesem Einakter. Und das stimmt, weil sich keine der dort handelnden Personen wirklich auf den oder die anderen Personen einlassen will und daher immer wieder mit der eigenen Unzulänglichkeit konfrontiert wird. Diese eigene Unzulänglichkeit ist wiederum das Bewusstsein, dass man selbst keine Monade ist, oder anders: dass man sich niemals selbst genügen kann.

Zusammengefasst: Die Hölle ist das Alleine-Sein.

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