Wo die Christen sagen "es ist wahr, weil es passiert ist", da sagen die anderen "es ist passiert, weil es wahr ist".
Judentum und Islam gründen (streng genommen) nicht in der Historizität, sondern in der Offenbarung. Sie sagen "es ist wahr, weil es offenbart ist". Entsprechend literalistisch ist dann auch der Umgang mit dem überlieferten Kanon.
Die asiatischen Traditionen gründen nicht in der Historizität, sondern in der Überlieferung als solcher. Sie sagen "es ist wahr, weil es seit Alters her erzählt wird". Entsprechend mythologisch ist die gesamte Überlieferung.
Und der griechisch-römische Kreis mit seiner Trennung von religiösem Kult und philosophischer Wahrheit steht einerseits zwischen diesen beiden Polen, und sagt andererseits aus der philosophischen Ecke auch "es ist wahr, weil es dem Wesen der Dinge entspricht". Entsprechend prinzipiell und nicht-empirisch ist die zugehörige Naturforschung.
Interessanterweise sieht man gerade diese Varianten in dieser Diskussion ganz gerne als Kritik gegen das Christentum: Der Christ scheint nur mehr die Wahl zu haben zwischen "es ist wahr, weil es offenbart ist" und "es ist wahr, weil es seit Alters her erzählt wird" - er darf nur noch wählen zwischen engem Literalismus und leerer Mythologie. Denn dem gegenüber wird bizarrerweise das "es ist wahr, weil es passiert ist" vornehmlich gegen seine Position eingebracht; wahrscheinlich ohne sich bewusst zu sein, woher denn dieser Grundsatz stammt.
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