Man sollte wohl differenzieren zwischen Ökonomie/Wirtschaft, Markt und Kapitalismus. Es gibt Schnittmengen, zweifellos, aber man darf das nicht durcheinanderwerfen. Um eine Zielscheibe aufzustellen, die gerne beschossen werden darf:
- Ökonomie / Wirtschaft ist je nach Ansatzpunkt entweder funktional begriffen soziales Handeln unter dem Aspekt der Knappheit materieller Güter, oder essentiell begriffen die (rationale) Allokation materieller Güter - und zwar ganz unabhängig von der Frage nach der konkreten inhaltlichen Ausgestaltung (Markt oder Plan? Verkehrs- oder Zentralverwaltungswirtschaft?).
- Der Markt wiederum ist eine konkrete Ausformung des o.g. sozialen Handelns unter dem Aspekt der Knappheit materieller Güter bzw. der o.g. (rationalen) Allokation materieller Güter; namentlich eine solche Ausformung, bei der die Wirtschaftssubjekte (Akteure, Handelnden) die entsprechenden Prozesse in eigener Verantwortung bzw. Verantwortlichkeit gestalten und vollziehen. Demgegenüber stehen konkrete Ausformungen, in denen die Akteure die entsprechenden Prozesse nicht eigenverantwortlich gestalten oder vollziehen - und doch handelt es sich auch bei ihnen um Teilmengen von Wirtschaft bzw. Ökonomie.
- Kapitalismus schließlich kann beides und das Gegenteil von beidem sein. In der anglophonen Welt fast synonym zu Marktwirtschaft, versteht man den Begriff im deutschsprachigen Raum (maßgeblich geprägt durch Karl Marx und Anhang) eher im Sinne politischer Ökonomie, politischer Ideologie, Machtausübung o.ä. Am neutralsten wäre vielleicht noch ein Verständnis von Kapitalismus als Form von Wirtschaft bzw. Ökonomie, in der die Kapitaleigner (und als Kapital kann theoretisch auch die Arbeitskraft des Proletariers gelten) im Zentrum stehen.