Samstag, 10. August 2013

Hegel, der Gottesbeweis und die Existenzphilosophie

Vor Hegel war ein Widerspruch etwas, das einer Möglichkeit die Wirklichkeit abgesprochen hat. Die Wirklichkeit galt als in sich widerspruchsfrei, und so musste auch alles sein, das Anteil an der Wirklichkeit haben soll. So galt auch der Widerspruch als lediglich im Denken existent, nicht aber in einem Ding selbst.
Hegel nun hat den Widerspruch in das Ding selbst verlegt: Die existenzielle Unmittelbarkeit ist das Sein, in ihrer Unbestimmtheit ist sie aber gleichzeitig das Nichts. Das ist der innere Gegensatz der Wirklichkeit, und alles, was an dieser existenziellen Unmittelbarkeit Anteil hat, hat auch Anteil an diesem inneren Gegensatz. Daraus folgt: Je größer der Anteil eines Dings an diesem inneren Gegensatz, desto größer ist seine Wirklichkeit.
Ein Gott hätte nach der hegelschen Logik und Seinslehre daher umso größere Wirklichkeit, je größer sein Anteil am inneren Gegensatz zwischen Sein und Nichts ist.
Ein Gutes hätte nach der hegelschen Logik und Seinslehre folglich die größte Wirklichkeit, wenn es dem Nicht-Guten Raum lässt.
Gemäß der hegelschen Logik und Seinslehre wäre also die Theodizee ein Gottesbeweis insofern sie auf einen bestehenden Widerspruch verweist.

Der Knackpunkt: ex contradictione sequitur quodlibet - Aus dem Widerspruch folgt das Beliebige. Hier ist der Ankerpunkt der Existenzphilosophie, die absurde Welt zu behaupten. Essentiell bedeutet das: Voluntarismus als einzige Möglichkeit. Voluntarismus, das ist: Will-kür, d.h. die Wahl des Willens. Anders formuliert: "zur Freiheit verdammt." Unser einziger Weg hin zum Willen ist wiederum die Vernunft.
Was uns also als Weg aus der Welt des hegelschen Gegensatzes und der existenzialistischen Absurdität bleibt? Das "sowohl ... als auch" - das vollständige Eintreten in den Gegensatz und Inkaufnehmen der Absurdität.

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