Montag, 5. August 2013

Zur Transsubstantiation

"Real" in "Realpräsenz" bezieht sich nicht auf alte spanische Münzen, sondern es heißt, dass die Substanz sich nicht nur in meinem Kopf oder "spirituell" wandelt, sondern ganz dinglich und unabhängig von meiner sinnlichen Wahrnehmung. Wenn ich meine Butterbrezel mit einer Münze bezahle, dann gehe ich davon aus, objektiv Geld auf den Tresen zu legen - sub specie metalli, wie man hinzufügen sollte, schließlich umfasst der Glaube an Geld auch andere Akzidenzien, von bedrucktem Schnittpapier bis hin zu Manipulationen auf einer Magnetscheibe. Da Geld sub specie metalli erstens nicht sofort nach der Wandlung dem entsprechenden Zweck zugeführt wird und zweitens den entsprechenden Zweck mehrfach erfüllen kann - es wird ja nicht konsumiert, sondern schlicht weitergereicht -, ergibt sich freilich die Notwendigkeit, die Unterscheidung zwischen gewandeltem und nicht gewandeltem Metall etwas spezifischer zu gestalten als beim Heiligen Messopfer, mit dem ja in der Regel direkt nach der Wandlung kommuniziert wird. Für gewöhnlich geschieht dies beim Geld mittels eines Siegels der entsprechenden Instanz, damit klar ist, dass da eine glaub-würdige Stelle die Wandlung vollzogen hat.

Wo beim Heiligen Messopfer allerdings ein Überschuss an gewandelter Substanz vorhanden ist, wird dies durch eine besondere Aufbewahrung kenntlich gemacht (Tabernakel und/oder Monstranz). Beiden ist jedoch gemein, dass die gewandelte Substanz dort nicht mehr vorhanden ist, wo die Gestalt als solche nicht mehr erkannt werden kann, z.B. bei im Wasser aufgelöstem Brot oder eingeschmolzenem Metall.

Dass eine sichtbare und messbare Veränderung des Metallklumpens herbeigeführt wird, die dessen Umwandlung in Geld evident macht, würde ich übrigens nur eingeschränkt anerkennen. Und zwar gerade mit dem Hinweis auf alte spanische Münzen (Real), die zwar sichtbar und messbar veränderte Metallklumpen sind, deren Umwandlung in Geld allerdings nicht (mehr) als evident geglaubt wird, sondern heutzutage der Vermittlung in "echtes" Geld bedarf, sofern man damit etwas kaufen möchte - sog. "Währung". Das hängt mit "wahr" zusammen und verweist auf einen, vielleicht sogar religiösen, Wahrheits- oder Wahrhaftigkeitsanspruch. Dies liegt freilich in der Vielzahl an entsprechenden zur Wandlung berechtigten Instanzen begründet, die weder untereinander kompatibel sein (i.e. in Gemeinschaft stehen) noch die Zeiten überdauern müssen oder können.

Die dingliche Veränderung, die stattfindet, ist die Wandlung der Substanz, d.h. des wesentlich Seienden, unter Beibehaltung der Akzidenz(ien), d.h. des nicht wesentlich Seienden, des "Zufälligen" (also: dessen, was diesem Wesentlichen zu-fällt). Bei der Münze wird das nicht-wesentliche Metall beibehalten (Geld ist nicht notwendigerweise Metall), sie ist aber wesentlich Geld. Im Messopfer wird das nicht-wesentliche Brot oder der nicht-wesentliche Wein beibehalten (Christi Leib und Blut sind nicht notwendigerweise Brot und Wein), sie sind aber wesentlich Leib und Blut Christi. Was das Akzidenzielle angeht, sind sowohl die Münze als auch Brot und Wein vor und nach der Wandlung dasselbe: Metall bzw. Mehl und Wasser sowie vergorener Saft. 

In ihrer Substanz sind beide jedoch etwas anderes geworden, und zwar Zahlungsmittel: Mit dem einen werden Schulden gegenüber der Welt beglichen, das andere begleicht die Schuld gegenüber Gott.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen