When you've seen beyond yourself then you may find
Peace of mind is waiting there
And the time will come when you see we're all one
And life flows on within you and without you ...
... heißt es in George Harrisons Lied "Within you without" von der Beatles-LP "Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band". Das Einheitsmotiv ist virulent in vielen Weltanschauungen, Ideologien, Religionen, Philosophien, ebenso wie der Blick beyond yourself, jenseits des eigenen Ichs, jenseits der eigenen Individualität.
Demgegenüber stellt die Subjekt-Objekt-Spaltung jedoch ein grundlegendes Problem der Erkenntnistheorie dar: When you see we're all one kann im schlimmsten Fall überhaupt nicht eintreten, weil gerade der Blick beyond yourself das eigene Selbst sowie ein davon unterscheidbares beyond voraussetzt, wodurch nicht mehr alles eins ist. Die technisch-naturwissenschaftlichen Disziplinen bauen sehr stark auf die strenge Unterscheidung zwischen Erkenntnissubjekt und Erkenntnisobjekt, um so möglichst objektives Wissen ohne subjektiven Einfluss zu erhalten.
Darum ist das Experiment im Labor das Mittel der Wahl, formalisierte Handlungsabläufe, streng reglementiert, wiederholbar, reproduzierbar. Allerdings wäre das Experiment unbrauchbar, wenn es nicht in einem Zusammenhang stünde. Und so kommt es, dass das Labor als Teil für das Ganze steht: Der Ausschnitt der Welt, den wir im Labor modellhaft vorfinden, repräsentiert das Ganze dessen, was erforscht werden soll, wovon man sich Erkenntnis verspricht. Die so erschlossene Natur kann nicht unmittelbar erkannt werden, und sie wird auch nicht unmittelbar erkannt, sondern muss notwendigerweise in die Geschichte hineintreten: Erst wenn der Mensch den Teil der Natur, den er erkennen will, zur Geschichte gemacht hat, kann er das Ganze der Natur erkennen. Allerdings ergibt sich daraus ein Problem: Die Geschichte kennt keine objektive Erkenntnis ohne subjektiven Einfluss, denn in der Geschichte ist der Mensch sowohl Erkenntnissubjekt als auch Erkenntnisobjekt, sowohl Handlungssubjekt als auch Handlungsobjekt, und erst der Akt des Erkennens konstituiert überhaupt Subjekt und Objekt.
Was eigentlich eine Überwindung der Subjekt-Objekt-Spaltung sein sollte, wird letztlich im eigentlichen Wortsinne relativiert: Erkenntnis, die aus der Geschichte kommt, ist notwendigerweise historisch gewachsen, zeitlich bedingt - eben relativ und von Umständen abhängig. When you see we're all one kann damit zu einem Zeitpunkt sein, an dem wir eben nicht mehr all one sind, und es betrifft in jedem Fall einen Zeitpunkt, der zuvor noch nicht war, und den es danach nicht mehr geben wird. Unter diesen Umständen scheint es nun gänzlich ausgeschlossen, dass you see we're all one.
Die Theologie ist nun ein ganz sonderbarer Fall. "Gottes-Rede" (theo-logia) ist prinzipiell vielschichtig:
- Sie kann als Reden über Gott Subjekt und Objekt unterscheiden und damit (auf welche Weise auch immer geartetes) objektives Wissen versprechen, was sie zur Wissenschaft im engeren Sinne macht.
- Sie kann als Reden mit Gott Subjekt und Objekt miteinander verknüpfen, wodurch all ihre Aussagen zeitlich und räumlich relativiert werden, was ihre Wissenschaftlichkeit in letzter Konsequenz zweifelhaft erscheinen lässt.
- Und sie kann als Reden durch Gott das Objekt zugleich als Subjekt begreifen, und das Prinzip zum Handlungsträger erklären. In diesem Sinne muss jede Erkenntnis theologisch sein: Der Blick beyond yourself muss notwendig auf das see we're all one gerichtet sein, durch die Spaltung muss zielgerichtet das Eins-Sein betrachtet werden. Das eröffnet nicht nur die Hoffnung zur "Heils-geschichte", in der es when you've seen beyond yourself you see we're all one heißt, sondern macht die Theologie als performativen Widerspruch zum Garant von Wissenschaftlichkeit und (nicht nur wissenschaftlicher) Erkenntnis.
Eine Provokation? Sicher! Schließlich wird dadurch jeder, der mit Erkenntnis hantiert, hervor-gerufen (lat. pro-vocare) - und damit prinzipiell auf die ekklesia (gr. "die Herausgerufene") hingeordnet.
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