Donnerstag, 7. Oktober 2021

Der Mensch als Träger von Zielen: Grundwerte


Teil 1 -
 Politik: Ein ästhetisch-technisches Kontinuum
Teil 2 - Der Mensch als Träger von Mitteln: Normen
Teil 3 - Der Mensch als Träger von Zwecken: Werte


Bislang hat sich der Blick auf Normen und Werte im Bereich von Strukturmerkmalen aufgehalten, soll heißen: Es ging vorrangig um Sein und Sollen in, mit und aus der Perspektive der zwischenmenschlichen Gemeinschaft. Zugleich kommen gemeinschaftliche Werte nicht von einem leeren Raum einfach so ins Dasein, sondern sie bedürfen ihrerseits wiederum einer Begründung oder Grundlage: Auch wenn die Gemeinschaft, in der ein Mensch sich befindet, als Träger von Werten fungieren kann, so fußen diese Werte doch darauf, dass der Mensch sich in Gemeinschaft befindet. Dies führt folgerichtig zum Grund der Werte, oder eben: zu den Grundwerten.

An dieser Stelle begegnet uns nun ein wichtiger Unterschied im Gebrauch des Ausdrucks "Grundwerte" gegenüber dem schon erwähnten Erhard Eppler und seiner Unterscheidung zwischen Strukturkonservatismus (i.e. Liberalismus) und Wertkonservatismus (i.e. Sozialismus): Wo Eppler und die Wertkonservativen von "Grundwerten" sprechen, da bedeutet dies, dass bestimmte Werte hierarchisch über anderen Werten stehen, weil diese ihren eigenen Grund bereits in sich trügen und so als Grundlage anderer, abgeleiteter Werte stünden. Das ist ein fernes Echo aus der politischen Ökonomie nach Karl Marx, gemäß derer das Politische lediglich ein Epiphänomen des Ökonomischen darstelle. Demnach wäre es jedoch recht eigentlich passender, das wertkonservative Verständnis des Ausdrucks "Grundwert" unter dem Begriff Mehrwert zu führen, über dessen Verfügung sich infolge Kapital, also Strukturkonservative, und Arbeit, also Wertkonservative, streiten: Die einen wollen den Mehrwert vermittels Machtstrukturen für sich bewahren, die anderen wollen den Mehrwert vermittels Wertschöpfung bei sich behalten.

Wenn hingegen im hiesigen Zusammenhang von Grundwerten die Rede ist, dann bezieht sich dies auf eine Grundlage der Werte, welche diese selbst nicht in sich tragen. Wo die Werte sich auf ein Sollen beziehen und etwas Gesolltes ausdrücken, da richten sich die Grundwerte auf ein Wollen und drücken etwas Gewolltes aus: Jedes Sollen muss notwendig in einem Wollen verankert sein, um Wirklichkeit zu werden. So wendet sich hier in den Grundwerten die Perspektive der Betrachtung hinein in die subjektive Intentionalität des Mensch-Seins, hin zur menschlichen agency in der Struktur. Diese Wendung stellt die Bedingung der Möglichkeit dafür auf, die besondere Wirklichkeit des Menschen auch tatsächlich als ein konkretes Du mit eigener Wert-Beziehung zu begreifen und auszusagen, und nicht bloß als eine weitere Modulation eines abstrakten "Es". So wird die gemeinschaftliche Struktur wirklich transzendiert.

Insofern die Werte ein Sein-Sollen, ein Tun-Sollen und ein Nicht-Sollen transportieren, muss also auf der Ebene des Wollens etwas Entsprechendes hinter oder unter ihnen stehen: sozusagen ein Sein-Wollen, ein Tun-Wollen und ein Nicht-Wollen. Dieses Wollen wiederum erschließt sich auch aus dem doppelten Charakter der Grundwerte heraus: zum einen in sich selbst als menschliches Wollen, zum anderen als Wertbeziehung in Bezug zu einer Begründung der Werte. Das lässt sich einmal als ontologischer Aspekt (in sich selbst), einmal als soziologischer Aspekt (in Bezug zu) der Grundwerte benennen. Und so stehen hinter den Werten zunächst drei verschiedene Grundwerte mit je zwei Aspekten:

Das Sein-Wollen als Begründung des Sein-Sollen steht analog zu den ästhetischen Werten, die wesentlich ideell sind, direkt einleuchtend erscheinen und das Gewissen zumindest nicht unmittelbar herausfordern. Dies umschreibt der Begriff Wahrheit.
In seinem soziologischen Aspekt begründet es die Werte in einem relativen Sinne und in einem absoluten Sinne: Die relative Begründung der Werte geschieht über das, was als das Bewährte erkannt werden kann, weil es über eine Ausdehnung von Zeit und Raum wahr-genommen wird. Die absolute Begründung der Werte geschieht über das, was als das Offensichtliche erkannt werden kann, weil es in einem Sachverhalt selbst wahr-genommen wird.
In seinem ontologischen Aspekt steht der Grundwert der Wahrheit in sich selbst als a) Stimmung, insofern er die intrinsische Kohärenz eines Wollens beschreibt; b) Einstimmung, insofern er den extrinsischen Konsens eines Wollens zu einem anderen Wollen beschreibt; sowie c) Übereinstimmung, insofern er die extrinsische Korrespondenz des Wollens zum Sein beschreibt.

Das Tun-Wollen als Begründung des Tun-Sollen steht analog zu den moralischen Werten, die wesentlich materiell sind, zur Tat rufen und das Gewissen unmittelbar ansprechen. Dies umschreibt der Begriff Gerechtigkeit.
In seinem soziologischen Aspekt begründet es die Werte von einer Regel her sowie von einem Ergebnis her: Die Begründung von einer Regel her legt fest, dass jedem das Seine zukommen soll, weil es die Einzig-Artigkeit des menschlichen Daseins beabsichtigt. Die Begründung von einem Ergebnis her legt fest, dass jedem das Gleiche zukommen soll, weil es die Gleich-Wertigkeit des menschlichen Daseins beabsichtigt.
In seinem ontologischen Aspekt steht der Grundwert der Gerechtigkeit in sich selbst als a) Verteilung, insofern er eine distributive Verhältnismäßigkeit einer Gemeinschaft zu ihren Gliedern beschreibt; b) Ausgleich, insofern er eine kommutative Verhältnismäßigkeit zwischen den einzelnen Gliedern einer Gemeinschaft beschreibt; sowie c) Besinnung, insofern er eine legale Verhältnismäßigkeit eines Gliedes zu seiner Gemeinschaft beschreibt.

Das Nicht-Wollen als Begründung des Nicht-Sollen steht analog zu den religiösen Werten, die kategorische Ableitungen ermöglichen und die Gesamtheit der menschlichen Gemütskräfte ansprechen. Dies umschreibt der Begriff Freiheit.
In seinem soziologischen Aspekt begründet er die Werte in einem negativen Sinne und in einem positiven Sinne: Die Begründung in einem negativen Sinne geschieht über das, wovon ein Akteur frei ist, weil es die vermittelte Indifferenz zwischen einzelnen bestimmenden Faktoren sicherstellt. Die Begründung in einem positiven Sinne geschieht über das, worauf hin ein Akteur frei ist, weil es die gezielte Exzellenz bestimmter Sachverhalte sicherstellt.
In seinem ontologischen Aspekt steht der Grundwert der Freiheit in sich selbst als a) Urheberschaft, insofern er die Autonomie oder Selbständigkeit eines Akteurs als einen wirklichen Anfang beschreibt; b) Teilhabe, insofern er die Isologie oder Mitsprache eines Akteurs als eine wirkliche Aufnahme beschreibt; sowie c) Hingabe, insofern er die Liberalität oder Freigiebigkeit eines Akteurs als eine wirkliche Erneuerung beschreibt.

Die bereits von Normen und Werten bekannte Unterscheidung zwischen Immanenz und Transzendenz lässt sich auch in diesen Grundwerten nachzeichnen, denn namentlich steht jeweils das letzte genannte Glied des ontologischen Aspektes für einen Überstieg des jeweiligen Grundwertes über sich selbst hinaus: die extrinsische Korrespondenz des Wollens zum Sein, die legale Verhältnismäßigkeit eines Gliedes zu seiner Gemeinschaft, die Liberalität oder Freigiebigkeit eines Akteurs als eine wirkliche Erneuerung.
Andererseits jedoch können die jeweiligen Elemente der verschiedenen Aspekte auch den Eindruck erzeugen, es handle sich hierbei um Letztbegründungen, und das auch außerhalb des äquivoken Umgangs mit dem Terminus "Grundwert" durch den Wertkonservatismus: Es sind gerade die jeweiligen soziologischen Aspekte der Grundwerte, die politisch gerne als Letztbegründungen herangezogen werden, insofern sich daraus die drei großen Ideologien des 19. Jahrhunderts ergeben, die generisch genannt werden können, da sich aus ihnen jeweils Gruppen von Wertvorstellungen als theoretische Zusammenfassung praktischer Normen mit gemeinsamen Merkmalen ableiten. Anders formuliert: Die drei großen Ideologien Konservatismus, Liberalismus und Sozialismus sind generisch, weil sie jeweils eine Gattung (ein genus) von spezifischen, d.h. gleich-artigen Wert-Setzungen beschreiben.

So ist der Konservatismus auf besondere Weise mit dem Grundwert der Wahrheit verknüpft, insofern er dessen soziologischen Aspekt zur Grundlage aller Wert-Schätzung erhebt. Die Kontroverse zwischen Sozialkonservatismus oder Traditionalismus und Liberalkonservatismus oder Progressivismus lässt sich dabei gleichsam als die Dichotomie aus dem Bezug zum Bewährten und dem Bezug zum Offensichtlichen nachzeichnen, die am Ende jedoch beide wieder bei einer bloßen Abstraktion landen und nicht den konkreten Menschen erreichen.

Der Sozialismus ist auf besondere Weise mit dem Grundwert der Gerechtigkeit verknüpft, insofern er dessen soziologischen Aspekt zur Grundlage aller Wert-Schätzung erhebt. Auf dieser Grundlage lässt sich die Kontroverse zwischen Sozialanarchismus anknüpfend an Bakunin und Sozialdemokratismus anknüpfend an Marx nachzeichnen, namentlich als die Dichotomie zwischen Regelgerechtigkeit und Ergebnisgerechtigkeit, die am Ende jedoch auch bei einer bloßen Abstraktion ankommt und nicht beim konkreten Menschen.

Der Liberalismus schließlich ist auf besondere Weise mit dem Grundwert der Freiheit verknüpft, insofern er dessen soziologischen Aspekt zur Grundlage aller Wert-Schätzung erhebt. So lässt sich die Kontroverse zwischen Marktliberalismus oder Kapitalismus und Sozialliberalismus oder Reformismus nachzeichnen, und zwar als die Dichotomie zwischen der Freiheit der Indifferenz und der Freiheit zur Exzellenz, die am Ende jedoch ebenfalls bei einer bloßen Abstraktion landen und den konkreten Menschen nicht erreichen.

Zwischen diesen generischen Ideologien gibt es natürlich auch Überschneidungen: So steht beispielsweise der Sozialanarchismus dem Liberalkonservatismus näher, insofern er mehr darauf zielt, offensichtliche Ungerechtigkeit abzuschaffen, während der Sozialdemokratismus mehr danach bestrebt ist, bewährte Gerechtigkeit zu erhalten, und damit dem Sozialkonservatismus näher steht. Das wiederum resultiert in der spezifischen Unterscheidung von Etatismus und Anti-Etatismus, insofern sich im Staat sowohl bewährte Gerechtigkeit als auch offensichtliche Ungerechtigkeit manifestieren. Ähnliches lässt sich auch für das Verhältnis von Liberalismus und Konservatismus oder Sozialismus und Liberalismus aussagen. Auf dieser Grundlage basieren zumeist die jeweiligen Parteiensysteme, und sie verbinden damit oftmals die theoretische Letztbegründung vermittels einer Abstraktion mit einem mehr oder weniger stark ausgeprägten praktischen Parteigängertum.

Als Reaktion auf eine sich so vollziehende praktische Verhältnisbestimmung zwischen diesen generischen Ideologien haben sich im 20. Jahrhundert diverse Gegenbewegungen gegründet, um eine entsprechende Auffächerung wieder zu einer einzigen Gesamtheit zusammenzubringen. Diese Gegenbewegungen lassen sich vom soziologischen Aspekt der Gerechtigkeit her begreifen, da sie sich als gemeinsames Merkmal auf wesentlich Materielles beziehen, systematisch den Aufruf zur Tat in die Mitte stellen und das Gewissen des Einzelnen unmittelbar ansprechen wollen. Diese Gegenbewegungen entfalten sich damit einerseits von der Regelgerechtigkeit her, insofern sie alles darauf zurückführen, dass jedem das Seine zustehe, und andererseits von der Ergebnisgerechtigkeit her, insofern sie alles darauf zurückführen, dass jedem das Gleiche zustehe.
Weil auf diese Weise die Gesamtheit des Vielen in einem Einzigen zusammengefasst wird, woraus eine einzige Gesamtheit oder Totalität entsteht, lassen sich diese Gegenbewegungen unter dem Begriff Totalitarismus subsumieren. Der Totalitarismus ist im genannten Sinne zwar keine echte generische Ideologie, wohl aber eine Ideologie sui generis, d.h. von eigener Gattung, und auch er kommt am Ende bloß bei einer Abstraktion an, namentlich beim Eigenen (jedem das Seine) oder beim Nämlichen (jedem das Gleiche). Als Folge zieht der Totalitarismus nach sich, dass Devianzen, also Abweichungen, vom Eigenen oder Nämlichen notwendig physisch vernichtet werden müssen.

Weder Konservatismus noch Sozialismus noch Liberalismus können, da sie in einem bloßen Abstraktum münden, dem Totalitarismus aus eigener Kraft entgegenstehen, ohne sich seiner inneren Logik zu beugen. Der Fokus auf das Eigene und Nämliche verlangt nach straffer Umsetzung von Tribalismus und Identitarismus, sprich: nach radikaler, d.h. von der Wurzel her umgesetzter Beschränkung auf die reine Immanenz. Da die Mündung in einem bloßen Abstraktum jedoch ebenfalls im Immanenten liegt, können die drei generischen Ideologien auf den Totalitarismus bloß mit entweder zustimmendem oder ablehnendem Identitarismus und Tribalismus antworten.
So begegnete beispielsweise der deutsche Konservatismus dem totalitären Nationalsozialismus mit zustimmendem Identitarismus und Tribalismus, aber grenzte sich ablehnend gegenüber dem totalitären Bolschewismus ab. Andererseits begegnete der russische Sozialismus dem totalitären Bolschewismus mit zustimmendem Identitarismus und Tribalismus, grenzte sich jedoch ablehnend gegenüber dem Nationalsozialismus ab. Ähnliche Bewegungen finden sich auch für andere Totalitarismen wie den italienischen Faschismus oder das, was heutzutage etwas missglückt und technisch betrachtet fehlerhaft als "Neoliberalismus" bezeichnet wird.

Um dem Totalitarismus und seiner Tendenz zur physischen Vernichtung des Anderen also zu begegnen, braucht es mehr als bloß eine generische Ideologie, sondern es bedarf eines echten Vermögens zur Transzendenz. Und das führt zur bisherigen Leerstelle in der Analyse der Grundwerte, denn aus all dem ergibt sich ein weiterer, ein vierter und letzter Grundwert, der sich auch als Meta-Grundwert bezeichnen ließe.

In diesem Meta-Grundwert laufen die transzendenten Elemente der ontologischen Aspekte der drei genannten Grundwerte zusammen: die extrinsische Korrespondenz eines Wollens zu einem Sein, die legale Verhältnismäßigkeit eines Gliedes zu seiner Gemeinschaft, die Liberalität oder Freigiebigkeit eines Akteurs als eine wirkliche Erneuerung. Ersteres kann neben Übereinstimmung auch Vereinigung genannt werden; das zweite kann neben Besinnung auch Verantwortung genannt werden; und das dritte kann neben Hingabe auch Verzicht genannt werden. Das wesentliche Zusammenkommen von Vereinigung, Verantwortung und Verzicht wiederum heißt Liebe - und hierin liegt fernab jeglicher Schwärmerei, die oftmals im politischen Zusammenhang mit diesem Begriff verbunden wird, das wahrhaft transzendente Ziel im Politischen. Gleichzeitig zu ihrem so bestimmten ontologischen Aspekt besitzt die Liebe freilich auch noch einen soziologischen Aspekt, der sich aus ihrem Objekt ableitet: einerseits die Liebe zu sich selbst, die traditionell als begehrende Liebe bezeichnet wird; andererseits die Liebe zu einem anderen, die traditionell als schenkende Liebe bezeichnet wird.

Hierbei ist nun ein ganz grundlegendes Missverständnis auszuräumen: Begehrende und schenkende Liebe dürfen konzeptionell nicht auf naive Weise mit Egoismus (Liebe zu sich selbst) und Altruismus (Liebe zu einem anderen) gleichgesetzt werden - das trifft nämlich nicht den ontologischen Kern, sondern löst den soziologischen Aspekt einseitig davon ab.
Dies ist die große Gefahr im Angesicht gerade des Totalitarismus: Isoliert betrachtet mag es nämlich so scheinen, als stünde die begehrende Liebe im Herzen des Tribalismus und die schenkende Liebe im Herzen des Identitarismus, insofern sie einerseits den Einzelnen als Teil des Stammes begehrt und andererseits dem Einzelnen einen Selbstwert schenkt. Ontologisch korrekt verstanden bedeutet die begehrende Liebe jedoch die Liebe zum Eigenen als etwas ganz Anderes, wodurch das Eigene immer in der Verantwortung steht, sich auf etwas ganz Anderes auszurichten; die schenkende Liebe hingegen bedeutet die Liebe zum Anderen als etwas ganz Eigenes, wodurch das Eigene immer nur in der Vereinigung mit dem Anderen bestimmt wird.
Die Liebe als letzter und auf diese Weise höchster Grundwert hat damit notwendig immer nur eine personale Qualität, sie kann sich im engeren Sinne nie in Abstrakta oder Strukturen erschöpfen: Erst wo nämlich auf das Eigene auch verzichtet werden kann, hat der Andere überhaupt einen Platz.

Hier muss nun ein weiterer wesentlicher Unterschied zu Erhard Epplers theoretischen Ausführungen zur Sprache kommen: Während so verstandene Grundwerte immer und notwendig den Bezug zum darunter liegenden und dahinter stehenden Bild vom Menschen als Person suchen, da möchte Eppler dergleichen nicht zulassen. Für ihn scheint gerade die Aussparung des Menschenbildes im Gegenteil gar als ein wesentliches Element der demokratischen und gerechten Gesellschaft, weil die Verbindlichkeit eines Menschenbildes die Pluralität von Meinungen und Ansichten untergrabe.
Insofern jedoch die Grundwerte wie hier dargelegt als Korrelat des menschlichen Daseins stehen, dürfen sie nicht vom dazugehörigen Menschenbild getrennt werden: Wo das Menschenbild von den Grundwerten abgekoppelt wird, da folgt der Einschluss in ein Denken, das als Ideologie im marxistischen Sinne, namentlich als falsches Bewusstsein bezeichnet werden kann. Und für dieses falsche Bewusstsein stehen sowohl Epplers Strukturkonservatismus, der eigentlich den Liberalismus meint, als auch der Wertkonservatismus, der eigentlich den Sozialismus meint. Aus diesem falschen Bewusstsein wiederum fließt eine andere Art von Tribalismus und Identitarismus, namentlich eine solche, die sich mit der bloß begrifflichen Zugehörigkeit zu spezifischen Parteien oder Gruppierungen zufrieden gibt; ganz so, als ob der Mensch lediglich das Resultat eines politischen Partei- oder Klassenbewusstseins sei. 

Der Mensch ist jedoch nicht das Resultat des Politischen, sondern das Politische entspringt dem menschlichen Dasein. Darum dürfen die Gründe, die hinter allen Satzungen, Grundsätzen und Grundwerten stehen, nicht vergessen werden: die Prinzipien.

Teil 5 - Der Mensch als Träger von Gründen: Prinzipien
Teil 6 - Individuelle und spezifische Personen

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